


LaRoRo-II
Häfen in der Nähe von Wohngebieten stellen eine erhebliche Belastung für Anwohner dar, insbesondere durch Lärm, Staub und Abgase. Die fortschreitende städtebauliche Verdichtung und die Erschließung neuer Wohngebiete in Rostock führen zu einer zunehmenden Annäherung an das Hafengelände und verschärfen somit die Lärmproblematik. Vor diesem Hintergrund wurde im abgeschlossenen IHATEC-Projekt "LA-RoRo" ein kombiniertes Konzept aus passiven und aktiven Lärmschutzmaßnahmen zur Reduktion der Lärmemissionen des RoRo-Prozesses und technischer Hafenanlagen entwickelt und untersucht.
Die Untersuchungen ergaben, dass für stationäre, tonale Lärmquellen im Frequenzbereich bis 1000 Hz aktive Systeme besonders effektiv sind, während passive Maßnahmen bei breitbandigem und nicht-stationärem Lärm besser wirken. Im Rahmen des Projekts konnten Active-Noise-Control (ANC)-Strategien erfolgreich evaluiert und unter Laborbedingungen getestet werden. Akustische Feldmessungen identifizierten drei dominante Lärmquellen im RoRo-Prozess: das Aufschlagen der Ladeklappe auf den Kaiboden, der Lärm der Zugmaschinen beim Be- und Entladen sowie stationäre tonale Emissionen technischer Schiffsbetriebsanlagen.
Das Ziel des neuen Vorhabens ist die technologische Weiterentwicklung eines ANC-"Standalone-Systems" zur Reduktion tieffrequenter, tonaler Lärmquellen im Hafen von Rostock. Basierend auf den positiven Ergebnissen des LA-RoRo-Projekts soll ein praxistaugliches, robustes ANC-System entwickelt, erprobt und unter realistischen Bedingungen demonstriert werden. Ein solches System könnte nicht nur in Häfen, sondern auch in anderen Bereichen mit ähnlichen Lärmquellen wie Kompressoren, Transformatoren oder Abluftkamine eingesetzt werden.
Wichtige Zielindikatoren sind die Entwicklung eines flexiblen und kostengünstigen ANC-Demonstrators, der Einsatz im industriellen Temperaturbereich von -40 bis 85°C sowie der Nachweis einer signifikanten Lärmreduktion von mindestens 10 dB. Das System soll aus einer Hauptsteuerung und sechs Aktuatoren bestehen, die durch destruktive Interferenz die Lärmpegel im Hafengebiet minimieren. Erste Simulationen und Laborversuche zeigen vielversprechende Ergebnisse mit Pegelreduktionen von bis zu 30 dB.
Das Vorhaben umfasst mehrere Arbeitspakete, darunter messtechnische Untersuchungen, Hardware- und Softwareentwicklung, Algorithmusoptimierung sowie die Langzeiterprobung des Systems unter realen Einsatzbedingungen. Die erfolgreiche Implementierung eines ANC-Systems im Rostocker Hafen könnte als Modell für weitere Häfen dienen und langfristig zur Reduktion der Lärmbelastung in städtischen Hafengebieten beitragen.